Ich und meine Fondsgebundene Rentenversicherung
Die private Vorsorge fürs Alter, war einer der initialen Motivatoren, warum ich anfing meine Ersparnisse an den Kapitalmärkten zu investieren. Über meine Gedanken diesbezüglich habe ich detailliert in den Artikeln “Warum Sparen? Aka wie funktioniert unsere Rente?” sowie “Grundlagen der passiven Geldanlage” geschrieben. Doch warum selber machen? Es gibt doch auch private Rentenversicherungen! Ich habe so eine, aber ist das sinnvoll? Als ich den Vertrag 2004 bei einer Versicherungsmaklerin unterschrieb, war ich 16. Vieles was mir erzählt wurde, klang sinnvoll, aber verstanden habe ich davon wenig. Ich sollte anfänglich kleine, über die Zeit wachsende monatliche Beiträge zahlen, um dann 2047 entscheiden zu dürfen, ob ich eine Kapitalabfindung oder aber eine monatliche Rente haben wolle. Und jetzt, 15 Jahren (2004) nach der Vertragsunterzeichnung? Ich zahle noch immer meine Beiträge. Diese sind mittlerweile gestiegen, aber nicht so hoch, als dass ich sie nicht aus Faulheit vergessen könnte. Ich glaube, das ist problematisch, also ziehen wir Bilanz:
Bis 2047 werde ich insgesamt etwa 47.505,24 € Beiträge gezahlt haben. In meinem letzten Brief wurde mir eine Kapitalabfindung von 87.049 € “versprochen” oder aber wahlweise eine lebenslange Rente von 313,10 €. Diesen Zahlen wurde eine jährliche Wertsteigerung von 6 % zugrunde gelegt. Falls die Wertentwicklung jedoch geringer als 6 % jährlich sein sollte, müsste ich mit geringeren Summen rechnen.
Beispielrechnung mit 6 %
Nehmen wir mal diese Werte als gegeben hin, wie würde ich abschneiden, wenn ich dieselben Beiträge einfach auf ein imaginäres Konto einzahlen würde, auf das eine jährliche Verzinsung von 6 % besteht. Meiner Rechnung nach hätte ich dann 2047 ein Guthaben von 128.186,45 €. Offensichtlich sollte ich in diesem Fall nicht die Kapitalabfindung nehmen, da diese deutlich geringer ausfällt als bei der eigenen Anlage des Geldes. Aber wie sieht es mit der monatlichen Rente aus? Diese wird schließlich ein Leben lang gezahlt. Mein Erspartes würde allerdings irgendwann aufgebraucht sein, oder nicht? Hier wird es lustig: Wenn ich von einer weiterhin gleichbleibenden Verzinsung von 6 % auf meine 128.186,45 € ausgehe, erhalte ich jährlich 7.691,19 € (128.186,45 € x 0,06) als Zinsen, was mehr das Doppelte meiner Jahresrente von 3757,2 € (313,1 € x 12 Monate) entspricht. Der “Geldhaufen” würde also nicht schrumpfen, sondern gleich bleiben oder sogar wachsen, wenn ich mir monatlich 640,93 € (7.691,19 € / 12 Monate) gönnen würde. Also auch dieses Modell würde sich nicht lohnen.
Beispielrechnung ohne Zinsen
Gehen wir mal von einem pessimistischen Szenario aus: Ich nehme die 128.186,45 € und lege die auf ein unverzinstes Girokonto. Zusätzlich rechnen wir auch noch mit einer Inflation von 2 %. Jetzt verringert sich der Wert sehr wohl. Ca. 2072 mit 84 Jahren hätte ich das Geld dann aufgebraucht, das entspräche einer Entsparphase von etwa 24 Jahren. Bedeutet es, dass damit automatisch die lebenslange Rente die bessere Wahl ist? Ich denke nicht, dieses Szenario ist das denkbar schlechteste und schon wenn man die Inflation weglassen würde ändert sich das Bild deutlich zum besseren. Nehmen wir den Vertrag doch einmal auseinander:
Sind 6 % überhaupt realistisch?
Interessant finde ich, dass die hervorgehobene Renditeberechnung von 6 % ausgeht. Wenn ich diesen Wert mit dem Renditedreieck des DAX vergleiche, sind 6 % ein durchaus realistischer Wert. Schaue ich jedoch, welcher Fonds bei dem Vertrag bespart wird, sieht das anders aus. Der DWS FlexPension II 2031 (WKN: DWS2F4 / ISIN: LU1355508505) arbeitet mit Garantien. Dies bedeutet, dass der Fonds sich gegen Verluste absichert. Das klingt im ersten Moment gut, ist aber kontraproduktiv, wenn ich einen sehr langen Anlagehorizont (2047) habe und eher auf Rendite bedacht sein sollte. Ich habe daher vor einigen Jahren mein Geld in einen anderen Fonds, der zur Auswahl stand, umschichten lassen, in den DWS Top Dividende (WKN: 984811 / ISIN: DE0009848119). Es handelt sich hierbei um einen Fonds der überwiegend in Aktien investiert und dabei auch eine hohe Dividendenrendite achtet. Hier sieht es “renditemäßig” schon besser aus. Leider haben beide Fonds eines gemeinsam: es handelt sich um aktive Fonds. Wie ich in dem Artikel “Grundlagen der passiven Geldanlage” bereits dargestellt habe, sind aktive Fonds teuer und damit in Bezug auf die Rendite den passiven Produkten wie z. B. ETFs gegenüber benachteiligt. Ob hier also dauerhaft 6 % Rendite zu erreichen ist, wie es mit einem ETF durchaus möglich wäre, wage ich zu bezweifeln. Leider bietet meine Versicherung keine ETFs, auf die man umschichten könnte.
Steuerliche Vergünstigung von fondsgebundenen Rentenversicherungen
Ein weiterer interessanter Aspekt sind Steuern. Zwar ist es nicht möglich, vorauszusagen wie die Steuergesetze in 30 Jahren aussehen werden, aber zumindest bis jetzt hat der Gesetzgeber Steuervorteile für fondsgebundene Rentenversicherungen wie meine vorgesehen. Hierbei geht es im Speziellen um Versicherungen, die bis 2005 abgeschlossen wurden und mindestens 12 Jahre bespart wurden. In diesem Fall kann es dazu kommen, dass eine Kapitalabfindung steuerfrei ausgeschüttet werden kann (Details können z. B. hier [5] nachgelesen werden). Auf eine Auszahlung als monatliche Rente trifft dies jedoch nicht zu. Aus meiner Sicht ändert dies das Gesamtbild jedoch in keinem großen Maße, denn auch ohne Steuerbelastung kann man mit dem gleichen eingesetzten Kapital am Kapitalmarkt mehr erreichen.
Zusammenfassung und Fazit
- Höhe der Beiträge: 47.505,24 €
- Höhe der Kapitalabfindung (bei 6 % Rendite): 87.049 €
- Höhe des Kapitals bei eigener Anlage (bei 6 % Rendite): 128.186,45 €
Für mich war es eine interessante Erfahrung, einige Kennzahlen aus meinem Versicherungsvertrag nachzurechnen. Ich hatte seit Jahren ein ungutes Gefühl mit dem Vertrag und die monatlichen Beiträge würden nur weiter und weiter steigen. Was ich erfahren habe, hat mich darin bestärkt, dass ich den Vertrag zumindest beitragsfrei stellen sollte, ganz im Sinne der Börsenweisheit: “Wirf schlechtem Geld nicht gutes Geld hinterher” [4]. Eine Alternative wäre auch noch komplett zu kündigen, jedoch müsste ich dann Abschläge auf meine eingezahlte Summe hinnehmen.
Nachwort: Und was ist mit Provision?
Auf ein kleines Thema möchte ich noch am Rande eingehen, die Provision. Ich habe, erwachsen aus persönlichen Erfahrungen, eine schlechte Meinung von Versicherungs- sowie Bankberatern (bzw. Vertretern). Diese verdienen ihr Lebensunterhalt, indem sie für das Unternehmen (das sie vertreten) und nicht für den Kunden das Beste herausholen. Dies äußert sich meist durch Provisionen. In meinem Fall habe ich mir die Versicherung mit 16 Jahren “andrehen” lassen, als eine Versicherungsvertreterin reihenweise Schüler im Internat in dem ich lebte, ansprach. Hierzu bedurfte es kein besonderes Verkaufsgeschick, schon die Sinnhaftigkeit einer Altersvorsorge sowie der ausdrückliche Hinweis, dass Steuervergünstigungen bald verloren gehen würden, waren mir genug Argumente. Aus heutiger Sicht würde mich brennend interessieren, welcher Anteil meiner Beiträge dieser Vertreterin noch heute zugutekommt. Unter dem Gesichtspunkt, dass ich sie in Summe vielleicht zwei Stunden gesprochen habe und seit der Vertragsunterschrift nichts mehr von ihr gehört habe, denke ich, dass sie sich über ihre Entlohnung freuen kann. Die Höhe der Provision habe ich bei meiner Versicherungsgesellschaft angefragt, wurde jedoch leider nur damit vertröstet, dass ich auf diese Information keinen Anspruch hätte.